Kaschmir Projekt | Open Hearts for Mongolia

Kaschmir Projekt

Mit Wolle zum eigenen Einkommen

Achtung: Die ersten Stücke aus unserem Kaschmir-Produkt sind ab sofort erhältlich. Hier klicken

Die Tuwa-Nomaden leben seit Urzeiten von der Selbstversorgung und somit von ihrem Vieh. In der modernen Zeit, welche mittlerweile auch ihren Weg in den Altai gefunden hat, wird es zunehmend schwieriger, ganz ohne finanzielle Mittel den Alltag zu bestreiten. Durch den Klimawandel werden die Winter ausserdem zunehmend härter und die Tuwa haben in den letzten Jahren einen grossen Teil ihres Viehbestandes verloren, da die über den Sommer angehäuften Futterbestände nicht ausreichten und sie nicht über die Mittel verfügten, um im Winter Futter hinzuzukaufen. Ohne Hilfe von aussen (siehe Projekt Winterhilfe 2016 und Winterhilfe 2018) hätten die Tuwa ihre Existenzgrundlage wohl ganz verloren.

Es waren die Tuwa selbst, die auf uns zukamen mit dem Anliegen, nachhaltigere Lösungen zu finden, anstatt immer wieder auf kurzfristige finanzielle Hilfen angewiesen zu sein. Sie sind enorm dankbar für die erhaltene Hilfe, sind aber auch der Überzeugung, dass sie sich mittelfristig selbst helfen wollen und nicht in extremen Wintern von direkter Unterstützung abhängig sein können. So gab es im Frühjahr 2019 einen regen Austausch zwischen dem Altai und der Schweiz mit dem Resultat, dass das Kaschmir-Projekt geboren wurde.

Projektdauer
2019 – 2022: Aufbau Kaschmir-Wolle & Lancierung 1. Kollektion Pullover
2022 – 2025: Professionalisierung & Integration weiterer Arbeitsschritte

Partner
GST UB
Open Hearts for Mongolia, Luzern
3MAY Patrick Röllin

Kaschmir im Altai heute

Aus Mangel an anderen Alternativen verkaufen die Tuwa-Nomaden ihre Wolle heute an fahrende Händler, welche die Preise so weit wie möglich nach unten drücken. Die Wolle wird anschliessend über mehrere Stationen weiterverkauft und landet schliesslich in China für die Produktion von minderwertigen Textilien. Gemäss Aussage der Tuwa wird die Wolle beim Weiterverkauf oft mit Angora-Wolle «gestreckt», so dass am Schluss der Kaschmir-Anteil nur noch gering ist. Dass aus ihrer Wolle kurzlebige, qualitativ minderwertige Produkte hergestellt werden, macht die Tuwa traurig. Finanziell sind ihre Ansprüche bescheiden: Sie wünschen sich lediglich einen fairen Preis um die Familie über das Jahr zu bringen. Der Verkauf von Wolle im Frühjahr und der Verkauf von Schafen und Ziegen als Fleischprodukt im Herbst ist für sie die einzige Möglichkeit Geld einzunehmen

Absicht und Ziele

Das Ziel ist es, den Tuwa-Nomaden zu einer zusätzlichen Einkommensquelle zu verhelfen, welche zu 100% in ihren Händen liegt. Die Tuwa verkaufen in absehbarer Zukunft nicht die Wolle, sondern haben einen möglichst grossen Anteil am fertigen Kleidungsstück, welches vollständig nachhaltig, fair und transparent gewonnen, produziert und verkauft wird. Dies bei verringertem Viehbestand, um der Überweidung entgegenzuwirken. Mit dem Schweizer Modelabel 3MAY und seinem seinem visionären und integren Gründer und Inhaber Patrick Röllin haben die Tuwa-Nomaden über OHfM dafür den perfekten Partner gefunden, der neben der ethischen Gesinnung die gesamte Expertise in Mode, Textilien und Vertrieb mitbringt. Ziel ist es langfristig, möglichst viele Arbeitsschritte in die Tuwa-Gemeinschaft zu integrieren, was nochmals zusätzliches Einkommen für die Nomaden schafft. In einer ersten Phase wurden Ende August 2020 verschiedenen Familien der Tuwa-Nomaden 31 Kaschmir Ziegenböcke überreicht, um sowohl die geforderte Qualität als auch Menge aufzubauen. Finanziert durch die Patenschaft unserer Spenden. Hinzu kamen 10 Ziegendamen durch die Galsan-Tschinag-Stiftung. Parallel dazu lief die Suche nach einem passenden Partner für die Produktion in der Mongolei.

Herausforderungen

Der bisherige Verlauf des Projektes wurde vor allem von den diversen Lockdowns und Beschränkungen gebremst. Auch das Finden eines passenden Partners, sprich mit einer ähnlichen Philosophie wie Open Hearts for Mongolia und Patrick Röllin, ist eine Herausforderung. Langfristig wird die Integration von weiteren Arbeitsschritten eine wichtige Aufgabe, da dies sowohl technologische Infrastruktur als auch einen Know-How-Transfer bedingt.

Eine Produktionsstätte in UB, die qualitativ dem gewünschten Anspruch des Modellabels 3MAY gerecht zu werden, wurde nach 3 Versuchen und Erstellung von Prototypen im Juni 2022 mit der Firma Goyol gefunden.

Der Überweidung entgegenwirken

Überweidung ist in der Mongolei und auch im Altai ein ernstzunehmendes Problem. Gerade die Ziegen, welche Gräser teilweise mit der Wurzel fressen, tragen dazu bei. Durch die Ansiedlung von Kasachen vor 100 Jahren und ihren Kinderreichtum ist die Dichte von Tieren bis 2016 ausserdem angestiegen. Die trockenen Sommer und die darauf folgenden harten Winter 2016 und 2018 mit extremer Kälte haben den Viehbestand jedoch auf ein ökologisch verträgliches Mass reduziert. Die Tuwa haben nicht das Ziel, ihren Viehbestand in den kommenden Jahren zu erhöhen, sondern möchten nachhaltig und mit dem Bestehenden wirtschaften. Deshalb ist von Anfang an klar, dass die produzierten Kleidungsstücke nicht in Massenproduktion, sondern in kleinen und limitierten Stückzahlen hergestellt werden. Die Tuwa Nomaden gehen sehr achtsam mit der Natur um. Sie praktizieren ihre Naturreligion, den Schamanismus, der Hand in Hand mit dem Buddhismus geht und sehen die Natur sogar als «beseeltes und begeistetes» Wesen. Alles was sie haben kommt aus der Natur, die achten und ehren sie.

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